Ein großer Tag für die Wisente – und die Region

Acht freigelassene Tiere machen den Anfang / Wisente erobern die Wälder zurück

Die offizielle Öffnung des Zauns

Bad Berleburg, 12. April 2013. Am 11. April 2013, kurz nach 12 Uhr war es soweit: Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, der Initiator des Wisent-Projektes, die vier Vorstände des Trägervereins „Wisent-Welt-Wittgenstein e.V.“ – Bernd Fuhrmann, Paul Breuer, Johannes Röhl und Edgar Reisinger – sowie Dr. Uwe Riecken vom Bundesamt für Naturschutz legten symbolisch den Zaun nieder (der Bereich ist für Wanderer und Waldspaziergänger noch für einige Wochen komplett gesperrt). Damit gibt es jetzt erstmals wieder frei lebende Wisente in Westeuropa. Ein historisches Ereignis. Denn die Tiere waren vor rund 400 Jahren in Deutschland und vor rund 100 Jahren in Europa fast vollständig ausgerottet worden. Auch heute noch zählen sie zu den bedrohten Tierarten. Weltweit gibt es nur etwa 4.000 Wisente. In den kommenden Wochen wird der Zaun um das 88 Hektar große Eingewöhnungsareal, in dem die größten Landsäugetiere Europas in den vergangenen drei Jahren auf ihre Freiheit vorbereitet worden waren, komplett abgebaut.

Der erster Vorsitzende des Trägervereins „Wisent-Welt-Wittgenstein e.V.“ und Bürgermeister von Bad Berleburg, Bernd Fuhrmann, sagte in der Pressekonferenz anlässlich der Freisetzung: „Erstmals in ganz Westeuropa wird es wieder frei lebende Wisente geben – hier in Bad Berleburg und im Rothaargebirge. Das ist ein Ereignis von großer historischer Bedeutung für den Artenschutz – und auch für alle, die an diesem einzigartigen und faszinierenden Projekt mitgearbeitet haben.

Was vor fast zehn Jahren mit der ersten Idee begann, wird nun heute Realität: Sie alle werden deshalb nachher Zeuge, wie unsere acht Wisente in die Freiheit entlassen werden – ein Bulle, fünf Kühe und zwei Kälbchen. Sie bilden die Basis für eine Wisentpopulation, die sich in den nächsten Jahren auf bis zu 25 Tiere vermehren soll. Damit leisten wir einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung dieser nach wie vor vom Aussterben bedrohten Art. Wisente sind die größten Landsäugetiere Europas und gehörten über Jahrhunderte zum Erscheinungsbild nicht nur unserer Landschaft und Region – bis zu ihrer fast vollständigen Ausrottung Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Jetzt kehren sie also zurück.

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich S. D. Prinz Richard für die Initiative zu diesem Projekt danken – und ganz besonders auch dem Umweltministerium des Landes NRW sowie dem Bundesamt für Naturschutz, die dieses Projekt finanziell und fachlich gefördert haben und noch fördern. Mein Dank gilt aber auch all den Unterstützern, Partnern, Mitarbeitern und Helfern, ohne die die Wiederansiedlung der Wisente im Rothaargebirge nicht hätte realisiert werden können. Denn es handelt sich hier um ein Non-Profit-Projekt ohne ökonomisches Interesse. Es ist ein von Idealismus getragenes Vorhaben, für das sich viele Menschen in ihrer Freizeit und weit über das normale Maß hinaus engagiert haben. Deshalb steht das Wisent-Projekt auch für bürgerschaftliches Engagement und dafür, was Menschen – die ein gemeinsames Ziel eint – für den Artenschutz, aber auch für eine Region insgesamt erreichen können.

In den vergangenen drei Jahren haben wir das Verhalten der Wisente ausführlich wissenschaftlich begleitet. Vier Universitäten und mehrere freiberufliche Wissenschaftler waren dafür verantwortlich. Wir haben nichts dem Zufall überlassen. Es wurde hervorragende Arbeit geleistet. Wir haben u.a. das Verhalten zwischen Mensch und Wisent untersucht, wir haben die Rolle der Wisente im Ökosystem und die Auswirkungen auf die Artenvielfalt analysiert und auch den Einfluss auf die Forstwirtschaft begutachtet. Deshalb können wir den Menschen heute sagen: Wisente sind zwar große und mächtige, aber auch sehr friedliebende und scheue Tiere, von denen kein besonderes Risiko ausgeht.

Wisente gehören zu uns und in diese Landschaft. Wir freuen uns deshalb sehr, dass die Könige der Wälder ab heute die Fauna unserer Region wieder ein Stück weit vielfältiger machen. Und wir freuen uns auch, dass wir mit diesem innovativen Projekt eine Vorreiterfunktion für andere ähnlich gelagerte Vorhaben in Westeuropa erlangt haben und unsere Expertise mittlerweile sehr gefragt ist. Deswegen werden wir Bad Berleburg mit internationalen Workshops und Tagungen als einen wichtigen Wisent-Wissensstandort profilieren.“



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