13 Dez Ein Unglücksfall
Rangelei mit einem Artgenossen endet für Wisent-Jungbullen tödlich
Bad Berleburg, 13. Dezember 2010. Die Wisent-Herde, die derzeit im Wittgensteiner Wald auf ihre Freisetzung vorbereitet wird, hat einen Verlust erlitten. Am Projekt beteiligte Wissenschaftler haben den zweijährigen Bullen namens WA_75 am Mittwoch tot aufgefunden. Der Jungbulle ist offenkundig Opfer einer unter männlichen Tieren üblichen Rangelei geworden. Der Trägerverein des Artenschutzprojektes veranlasste daraufhin unverzüglich eine Obduktion. Diese wurde vom Staatlichen Veterinäruntersuchungsamt Arnsberg vorgenommen. Laut dessen Gutachten führten massive Hörnerstöße eines anderen Wisent-Bullen, die WA_75 in die Seite trafen, zu schweren inneren Verletzungen und damit ursächlich zum Tod des Tieres.
„Das ist ein sehr bedauerlicher Vorgang“, sagt der Wissenschaftliche Koordinator des Projekts, Dr. Jörg Tillmann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Andererseits, ergänzt der Forscher, „ist es normal, dass Wisente in der Natur durch innerartliche Auseinandersetzungen zu Tode kommen können. Solche Vorfälle sind übrigens auch bei anderen Tierarten – insbesondere zur Paarungszeit – bekannt. Hierzulande kommt es beispielsweise auch regelmäßig zu Todesfällen bei Kämpfen zwischen Rothirschen – also ein natürliches Phänomen, mit dem man in einem solchen Artenschutzprojekt umgehen muss.“ Denn ein schuldhaftes menschliches Verhalten kann nach dem Vorliegen der Obduktionsergebnisse eindeutig ausgeschlossen werden: Der Jungbulle war gut genährt, hatte keine Krankheiten und hielt sich bis zu seinem Tod in einem Bereich auf, der ihm alle Fluchtmöglichkeiten gelassen hatte. Letztlich müsse man deshalb von einem „bedauerlichen Unglücksfall“ sprechen.
Nach Angaben des Trägervereins wird die Herde nicht aufgestockt. Die jetzt noch verbliebenen acht Wisente sollen sich in den nächsten Jahren bis zu einer Größe von 20 bis 25 Tieren natürlich vermehren. Zur Herde gehören der vierjährige Bulle „Egnar“, der zweijährige Jungbulle „Horno“, die zehnjährige Kuh „Gutelaune“ und die fünfjährige „Araneta“. Die weiteren vier Kühe („Abdia“, „Abtisa“, „Dareli“ und „Daviedi“) sind allesamt etwas älter als zwei Jahre und noch nicht geschlechtsreif.
Das Artenschutzprojekt wird gefördert vom Bundesamt für Naturschutz und vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. Träger des Projektes ist der Verein „Wisent-Wildnis-Wittgenstein e.V.“