Erste Bilanz der Schälschäden

Keine Bedrohung für Waldbesitzer und Bäume durch Wisente | Forscher arbeiten an Lösungen

Bad Berleburg, 13. Februar 2014. Der Wisent-Trägerverein hat eine erste Bilanz der durch Wisente verursachten Schälschäden an Buchen gezogen. „Wir nehmen die Beschwerden von Waldbesitzern sehr ernst“, sagt der erste Vorsitzende des Trägervereins Bernd Fuhrmann. Insgesamt gesehen, betont Bernd Fuhrmann, bewegen sich die Schälschäden durch die Tiere aber in einem überschaubaren Rahmen, Gleichzeitig arbeiten Wissenschaftler des Artenschutzprojekts an der Lösung des Problems.

Bislang liegen dem Trägerverein (Stand Ende Januar 2014) 17 Schadensmeldungen zu geschälten Bäumen vor. 16 sind schon begutachtet worden. Insgesamt sind die Schäden von zusammen acht Eigentümern dem Wisent-Verein gemeldet worden. Sie beziehen sich auf 240 Buchenstämme und 50 Fichtenstämme. Der monetäre Gesamtschaden liegt nach den Ermittlungen eines staatlich bestellten unabhängigen Gutachters bei 6.508 Euro. Die einzelnen Schadenssummen bewegen sich dabei zwischen 20 und 1.350 Euro. Der Verein hat eigens für solche Schäden eine Versicherung abgeschlossen, so dass diese reibungslos reguliert werden können. „Wir bemühen uns dabei um eine großzügige und schnelle Erstattung der geltend gemachten Beträge“, unterstreicht Bernd Fuhrmann. Alle begutachteten Schäden sind bereits von der Versicherung beglichen worden.

Wisent-Vorstandsmitglied und Forstdirektor Johannes Röhl erklärt: „Die geschälten Buchen sind zwar wirtschaftlich, aber nicht ökologisch geschädigt. Denn nur wenn sie im gesamten Stammumfang geschält sind, sterben sie ab, was in den meisten Fällen nicht geschehen ist. Seit der Weihnachtszeit sind die Schälschäden deutlich zurückgegangen, denn die Tiere bewegen sich seit vielen Wochen lediglich in einem Umkreis von nur rund zwei Kilometern um die Fütterung im einstigen Auswilderungsareal herum.

Dennoch arbeiten die Projektwissenschaftler daran, die Schälungen der Bäume durch Wisente zu reduzieren. So stehen sie in engem Austausch mit Forschern aus Osteuropa, wo es große frei lebende Wisent-Populationen gibt. Denn dort liegen langjährige Erfahrungen mit diesem Thema vor. In einem ersten Schritt ist seit Kurzem die Nahrungsergänzung der Wisente umgestellt worden. So erhalten sie Mineralstoffe in einer neuen Zusammensetzung. „Damit soll die Attraktivität von Baumrinden für die Tiere gesenkt werden“, erläutert Coralie Herbst, die Wissenschaftliche Leiterin des Wisent-Projektes.

In einem nächsten Schritt wird eine Blutuntersuchung bei ausgewählten Wisenten erfolgen. Sie soll Aufschlüsse über mögliche Mangelerscheinungen geben. Da aus der Vergangenheit entsprechende Vergleichsproben vorliegen, können daraus wichtige Erkenntnisse gezogen werden. Für eine Blutentnahme müssen die Tiere allerdings narkotisiert werden. Aus Tierschutzgründen wird eine Blutentnahme aber nur dann vorgenommen, wenn die Tiere ohnehin aus wichtigem Grund in den Tiefschlaf versetzt werden müssen. Dies wäre dann in etwa zwei Monaten der Fall, wenn bei einem der drei zur Raumortung besenderten Wisente die Batterien im Halsband ausgetauscht werden müssen.

„Wir arbeiten sehr intensiv daran, die Wisente vom Baumschälen abzuhalten“, sagt Bernd Fuhrmann. Er führt aus: „Sicher werden wir dieses Verhalten nicht ganz abstellen können. Aber die betroffenen Waldbesitzer sollen wissen, dass wir ihre Sorgen ernst nehmen, uns offensiv und transparent dem Dialog stellen und das Problem lösen wollen.“

Gleichzeitig weist der Wisent-Vorstand unqualifizierte Äußerungen einiger weniger Kritiker zurück, die mit einer aktiven Vertreibung der Tiere – durch Fahrzeuge oder Gewehrsalven – gedroht hatten. „Ich erinnere nachdrücklich daran, dass es sich bei Wisenten um vom Aussterben bedrohte Tiere handelt, die auf der roten Liste der gefährdeten Arten stehen“, sagt Coralie Herbst, die Wissenschaftliche Leiterin des Wisent-Projektes. Und sie weist darauf hin: Die Tiere bewegen sich größtenteils in so genannten FFH-Gebieten. Das sind Bereiche die gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie als Natur- und Landschaftsräume einen besonderen Schutz genießen. Aber nicht nur das: Auch der Wisent ist nach der FFH-Richtlinie eine besonders geschützte Tierart.



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