Wisente sind Teil der Schöpfung

Sommerfest in der „Wildnis“: Bernd Ohrndorf als Namensgeber von Quinn ausgezeichnet | Radio Siegen übernimmt Patenschaft für den jüngsten Wisent

Bad Berleburg, 26. Juni 2016. Das Wisent-Projekt ist ein „großes Glück“ für die Region, schwärmte Bernd Ohrndorf. Ohrndorf und viele andere Gäste waren trotz Dauerregens zum Sommerfest in die „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ gekommen. Anlass des Festes, das den Sommer nur im Namen trug, war die Geburt des Kälbchens Quinn vor wenigen Wochen. Bernd Ohrndorf aus Netphen-Eschenbach ist sein Namensgeber.

In Kooperation mit Radio Siegen hatte der Wisent-Verein nach einem Namen für den jüngsten Wisent im Besucherareal gesucht. Denn Radio Siegen hatte die Patenschaft für das Nesthäkchen übernommen. Chefredakteur Rüdiger Schlund berichtete zum Auftakt des Festes, dass der Sender mit seinem Aufruf zur Namensgebung über Facebook mehr als 60.000 Menschen erreicht habe. Von „Quhstall“ bis „Quatsch“ waren dabei Vorschläge aller Art vertreten. Denn alle im Rothaargebirge geborenen Wisente müssen mit „Qu“ begingen. Das entspricht den Normen des internationalen Zuchtbuches.

Am Ende setzte sich jedoch „Quinn“ mit erklecklicher Mehrheit bei den Radiohörern durch. Und einer, der auf diesen Namen kam, war Bernd Ohrndorf. Er wurde schließlich als Namensgeber ermittelt und prämiert. Wie kam er nun ausgerechnet auf Quinn? Der Schlagersänger Freddy Quinn hatte die Assoziation für den Namen geliefert, berichtet der Namensgeber. Dafür erhielt Ohrndorf einen Holzwisent und eine Jahreskarte für die „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ aus den Händen von Andrea Treude-Kirchner von der Wisent-Geschäftsstelle. Und für Rüdiger Schlund hatte sie eine Patenschaftsurkunde für Quinn parat.

Der Chefredakteur betonte die Neutralität der Medien. Rüdiger Schlund unterstrich aber zugleich, dass es viele objektive Gründe gebe, das Wisent-Projekt zu unterstützen. Denn es sei wichtig für die Region. Und hinsichtlich der Risikodebatte zu den frei im Rothaargebirge lebenden Wisenten, sagte Rüdiger Schlund: „Man darf auch nicht aus einer Mücke einen Elefant machen“.

Der erste Vorsitzende des Wisent-Vereins, Bernd Fuhrmann, versprach: „Wir werden uns weiterhin für die Freiheit der Wisente einsetzen.“ Der Verein habe in den vergangenen Tagen starke Rückendeckung erfahren. Das zeige auch die Facebook-Seite „Freiheit für die Wisente im Rothaargebirge“. Binnen weniger Tage haben sich dort mehr als 4.000 Unterstützer zu den Wisenten bekannt, berichtete Bernd Fuhrmann.

Die Besucher – ob groß oder klein – konnten sich beim Wisent-Fest über die Tiere und das Projekt informieren, an Führungen mit Wisent-Ranger Jochen Born teilnehmen oder selbst tätig werden: entweder Holzscheiben sägen und Wisentsymbole darauf einbrennen, Stockbrot braten, Baumgesichter anfertigen oder eine „Leonardo“-Brücke über den Bach ohne Zuhilfenahme von Nägeln bauen. Waldpädagoge Olaf Imhof hatte ein buntes Programm zusammengestellt. Und dazu lieferte die  Wisent-Hütte rund um das Waldklassenzimmer unter den Kastanien im Gelände ein kulinarisches Begleitprogramm.

Johannes Röhl vom Wisent-Vorstand erläuterte den Gästen die Idee der „Wildnis“. Denn es gibt dort keine überbordenden Informationstafeln, Anleitungen oder Erklärungen. Die Menschen sollten Natur selbst erleben, schauen, zuhören und entdecken. „Der Bildungsgedanke ist uns wichtig“, sagte Röhl, „denn wir wollen die Natur unseren Kindern erhalten.“ Dazu gehörten aber auch kleinere Risiken, zum Beispiel das Überwinden von Hindernissen. Denn eine „Vollkaskomentalität“ sei nicht das Ziel des Artenschutz- und Naturprojektes. Die Menschen sollten vielmehr Verantwortung für ihre eigenen Schritte im Gelände und in der Natur übernehmen.

In einer Andacht bat Pfarrer Thomas Janetzki aus Aue-Wingeshausen um den Segen für Mensch, Tier und das Wisent-Projekt. Er betonte, Gott habe den Menschen die Schöpfung geschenkt, und dieser trage nun die Verantwortung für dieses Haus des Lebens. Es sei seine Verpflichtung, Gottes Schöpfung zu retten und zu bewahren. Zur Schöpfung gehöre alles, was Gott geschaffen habe. Allzuoft sei dieses Miteinander jedoch aus dem Blick geraten. Die Wiederansiedlung der Wisente im Rothaargebirge sei deshalb ein gutes Beispiel dafür, den Geschöpfen Gottes den Lebensraum zurückzugeben, den der Menschen ihnen einst genommen habe.

 

Foto: Andrea Treude-Kirchner (Wisent-Welt-Wittgenstein) überreicht Rüdiger Schlund (Radio Siegen) den Patenbrief. Im Bild von links: Namemnsstifter Bernd Ohrndorf, Bernd Fuhrmann (Wisent-Welt-Wittgenstein).



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