Wisente sind Fluchttiere, im Prinzip wie Rehe, Hirsche oder Wildschweine. Doch warum laufen sie dann nicht immer weg, wie es zum Beispiel die anderen Wildtiere machen? Eine Frage, die bei den Führungen durch das Besucherareal „Wisent-Wildnis“ oft gestellt und von den Wisent-Rangern Henrik Brinkschulte und Henrik Trapp auch gerne beantwortet wird. Und zwar so: Wenn Gefahr droht, bleiben Wisente stehen, entweder als Einzeltier oder als Herde. In der Gruppe bilden sie eine Wagenburg, dabei kommen die Schwachen und Kleinen nach innen und die Starken nach außen. Was der Wagenburg zu nahe kommt, wird von den Außenstehenden abgewehrt. Als Abwarten und Tee trinken, könnte man die Strategie bezeichnen. Oder Ruhe und Stärke ausstrahlen. Wisente sind zwar sehr schnell, bis zu 60 Stundenkilometer – aber nur auf eine kurze Strecke. Denn sie müssen zwischen 300 und 1.000 Kilogramm Körpergewicht bewegen. Da überlegt man schon dreimal, ob man gleich bei jedem bisschen davonrennt – oder erst mal an der Strategie feilt. Deshalb: Scheu sein und bei Gefahr stehenbleiben sind beim Wisent kein Widerspruch.