29 Jun Hochbetrieb im tierischen Kreißsaal
Wisent-Gruppe bekommt erneut Nachwuchs | Dareli bringt gesundes Kälbchen zur Welt

Sobald das Geschlecht des neuen Herdenmitgliedes bestimmt ist, wird es es eine Internet-Abstimmung über den Namen geben.
Bad Berleburg, 29. Juni 2012: Im Wittgensteiner Klima gedeihen die Wisente offenbar prächtig. Denn die Herde im Eingewöhnungsareal hat erneut Nachwuchs bekommen: Am Freitag, 22. Juni, brachte Wisent-Kuh Dareli ein gesundes Kälbchen zur Welt. Mutter und Jungtier sind wohlauf. Nach der Geburt der „Queen vom Rothaarsteig“ am 16. August vergangenen Jahres, vergrößert damit ein weiteres Jungtier die Gruppe.
„Am Freitag hatte sich Dareli schon ein wenig von der Herde abgesondert“, berichtet der 1. Vorsitzende des Trägervereins „Wisent-Welt Wittgenstein“, Bernd Fuhrmann: „Da war schon klar, jetzt ist der Geburtszeitpunkt nicht mehr weit entfernt.“ Das noch namenlose Kälbchen kam genau in dem Waldgebiet zur Welt, wo Araneta im vergangenen Jahr schon „Queen“ geboren hatte. Offensichtlich haben die Wisente dort so etwas wie einen tierischen Kreißsaal eingerichtet.
„Mein erster Eindruck ist“, berichtet Jochen Born, „Kälbchen und Mutter sind wohlauf.“ Das Geschlecht des Kälbchens gibt zurzeit noch Rätsel auf. Aber die Vermutungen zielen auf einen jungen Bullen, „denn der Kopf ist etwas breiter als bei den Mädels“, erläutert Wisent-Ranger Born. Die Vaterschaft – von Egnar oder Horno – wird dann in den kommenden Wochen noch mit einem Gentest ermittelt werden.
Am Tag der Geburt hatten sich Mutter Dareli und ihr Junges noch etwas in Distanz zum Rest der Herde aufgehalten. Doch schon am Sonntag war die Gruppe wieder vereint. Und auch das Kälbchen war mitten drin und damit rasch in den Schoß der Familie aufgenommen worden.
Wisent-Mutter Dareli selbst wurde am 28. September 2008 geboren. Die Kuh stammt aus Damerower Werder und kam am 24. März 2010 nach Wittgenstein. Neben Dareli und ihrem Kalb gehören zur Gruppe im Wisent-Wald noch Bulle Egnar, die Kühe Araneta, Abdia, Abtisa, Daviedi und Kälbchen Queen – so dass die kleine Herde jetzt auf insgesamt acht Tiere angewachsen ist.
Die Herde befindet sich zurzeit im so genannten Eingewöhnungsareal. Sie soll im kommenden Winter – vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung – in einem rund 4.300 Hektar großen Wald freigesetzt werden. Es wäre dies dann die erste frei lebende Wisent-Herde in Westeuropa. „Die Geburten von Queen im vergangenen Jahr und des neuen Kälbchens sind vor dem Hintergrund der geplanten Freisetzung sehr positiv zu bewerten“, betont Dr. Peter Finck vom Bundesamt für Naturschutz. „Hierdurch wird die Bindung der Wisent-Herde an den Standort weiter gefördert.“
Weil Wanderer diese Herde im riesigen „Wisent-Wald“ wegen der geringen Anzahl der Tiere und ihrem menschenscheuen Verhalten praktisch nicht zu Gesicht bekommen werden, entsteht zurzeit die „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“. Dort gibt es eine zweite Herde, die Besucher dann aus nächster Nähe erleben können. Die Eröffnung ist für diesen Sommer geplant. Diese zweite Herde bildet den „touristischen Arm“ des für Westeuropa einzigartigen Artenschutzprojektes.