Opfer im Rangkampf

Verlust beim Wisent-Artenschutzprojekt: Bulle Quandor von schweren Verletzungen erlöst

Bad Berleburg, 9. September 2013. Die frei lebende Wisent-Herde in den Wittgensteiner Wäldern hat einen Verlust erlitten. Jungbulle Quandor ist augenscheinlich Opfer eines Rangkampfes innerhalb der Gruppe geworden. Er wurde offenkundig von Bulle Egnar so schwer verletzt, dass er am Samstagabend von seinen Leiden erlöst werden musste. „Das ist sehr traurig“, sagt der erste Vorsitzende des Trägervereins „Wisent-Welt-Wittgenstein“, Bernd Fuhrmann und ergänzt: „Aber so ist eben die Natur – und ein solches Ereignis ist in einem Artenschutzprojekt deshalb auch gar nicht zu vermeiden.“

Der im Juni 2012 geborene Quandor wurde im Laufe des Samstags von Sauerländer Förstern im Staatswald entdeckt. Diese informierten sofort den zuständigen Revierleiter des Landesbetriebs Wald und Holz, die Forstleute der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer und Wisent-Ranger Jochen Born. „Die Zusammenarbeit und die Abstimmung mit den Kollegen vom Landesbetrieb Wald und Holz hat hervorragend geklappt“, berichtet deshalb Johannes Röhl vom Vorstand des Wisent-Trägervereins und Direktor der Rentkammer.

Zufällig war bei der Gruppe, die Quandor entdeckte, auch ein Experte aus dem niedersächsischen Wisentgehege Springe dabei. So konnte schon unmittelbar vor Ort eine gemeinsame fachkundige Einschätzung der Situation erfolgen: Das Tier war kaum noch bewegungsfähig und so schwer verletzt, dass ein Überleben ausgeschlossen werden konnte. Quandor wies eine starke offene Wunde auf der linken Seite in Höhe der Körpermitte auf. Deshalb entschieden Hochsauerländer und Wittgensteiner Forstexperten gemeinsam, Quandor von seinen Leiden zu erlösen.

Innerartliche Rangkämpfe sind in der Natur normal. Besonders in der aktuellen Brunftzeit. Die ranghöchsten Bullen verteidigen dabei ihr Revier und ihre Stellung. Dabei erfolgt der Kampf nicht mit der Absicht den Rivalen zu töten. Dennoch sterben immer wieder Tiere an den Folgen solcher Kommentkämpfe. „Dies ist bei den Hirschen nicht anders als bei Wisenten – denn auch beim Rotwild haben wir jedes Jahr Verluste als Folge der Rangkämpfe“, erklärt Johannes Röhl.

Die Wisent-Herde war im April 2013 in die Wittgensteiner Wälder freigesetzt worden. Sie besteht aktuell aus neun Mitgliedern. Eine zweite Wisent-Gruppe lebt in der „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“. In diesem naturnahen Besucherareal können Gäste die größten Landsäuger aus nächster Nähe erleben.



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