11 Okt Wisent-Herde verliert Jungbullen
Schwer verletztes Tier im Artenschutzprojekt wurde vom Tierarzt erlöst
Bad Berleburg, 10. Oktober 2016. Die frei lebende Wisent-Herde im Rothaargebirge hat einen Verlust erlitten. Am Mittwoch, 28. September, war ein schwer verletztes Tier aus dem Artenschutzprojekt zur Wiederansiedlung der Wisente am Ende des Casimirtales in Bad Berleburg von Anwohnern entdeckt worden. Nach genauer Untersuchung des Tieres und Abwägung seiner Überlebenschancen, wurde das Wisent-Kalb schließlich durch einen qualifizierten Tierarzt von seinen Leiden erlöst.
Bei dem Wisent handelt es sich um ein männliches Tier, das erst in diesem Jahr geboren worden war. Es ist zirka drei Monat alt gewesen. Am frühen Morgen des 28. September war Johannes Röhl vom Wisent-Vorstand von einem der zuständigen Revierjäger der Wittgenstein Berleburg`schen Rentkammer über das Auffinden eines verletzten Wisents informiert worden. Ursprünglich hatte ein Anwohner das stark bewegungseingeschränkte Tier entdeckt.
Der Revierjäger und der hinzugerufene Wisent-Ranger Jochen Born schauten sich dann das Tier gemeinsam sorgfältig an. Der junge Wisent war augenscheinlich im hinteren Körperbereich nicht mehr bewegungsfähig. Daraufhin informierte Wisent-Ranger Jochen Born unverzüglich den Kreisveterinär. Kurze Zeit später traf dessen Mitarbeiterin vor Ort ein. Sie untersuchte das Tier und teilte Wisent-Ranger Jochen Born und Wisentvereins-Vorstand Johannes Röhl mit, dass das Kalb vermutlich eine erhebliche Verletzung im Beckenbereich aufweise.
Die Mitarbeiterin des Kreisveterinärs schlug vor, zur Absicherung der Diagnose einen mit Großtieren erfahrenen Tierarzt hinzuziehen, was auch geschah. Dieser bestätigte – nach der Immobilisierung des Tieres – die erste Diagnose eines Beckenbruchs. Während der tierärztlichen Untersuchung des schwer verletzten Kalbs stand die Wisent-Mutter etwa 20 Meter abseits und zeigte ein durchgängig friedliches und ruhiges Verhalten. „Sie legte keinerlei Aggressionen gegenüber Menschen an den Tag“, betont Johannes Röhl.
Unter Abwägung aller naturschutzrechtlichen, tiermedizinischen und tierschutzrechtlichen Belange direkt am Tier, wurde schließlich die Entscheidung getroffen, das Wisent-Kalb durch die Tierärzte von seinen Leiden zu erlösen. Zur eingehenderen Erforschung der Verletzungsursachen wurde das tote Tier zudem noch nach Arnsberg zur veterinärmedizinischen Obduktion gebracht.
Diese Ergebnisse liegen nun vor. Demnach führte ein Entzündungsprozess im Bereich des Nabels zu einem langwierigen Entzündungsherd im Beckenbereich, der zur Zersetzung der Beckenknochen führte und ursächlich für den anschließenden Bruch war. Eine Heilungsmöglichkeit bestand nicht mehr.
Die frei lebende Wisent-Herde im Rothaargebirge besteht nunmehr noch aus 20 Tieren.