Wisent-Projekt zeigt große Erfolge

Verein zieht positive Bilanz des Jahres 2015 / Wichtiger Wirtschaftsfaktor für Bad Berleburg und die Region / Partner leisten auch in schwierigen Zeiten Unterstützung

Bad Berleburg , 13. Januar. „Das Jahr 2015 war für den Wisent-Verein und seine Mitarbeiter ein anstrengendes, aber unter dem Strich positives Jahr“, zieht der Erste Vorsitzende Bernd Fuhrmann Bilanz. Der Rechtsstreit um Schälschäden an Bäumen durch die frei lebenden Wisente habe in der Öffentlichkeit viel Raum eingenommen. Dadurch seien in der Wahr­nehmung leider die großen Erfolge des Gesamtprojekts ein wenig in den Hintergrund gerückt.

Bernd Fuhrmann hebt hervor: „Wir sind froh, dass trotz der rechtlichen Auseinandersetzung unsere Partner zum Projekt und zum Verein stehen.“ Sichtbarstes Zeichen ist das Engagement der Krombacher Brauerei. Sie hat ihren Ende 2015 auslaufenden Sponsorenvertrag um weitere fünf Jahre verlängert und wird den Verein weiterhin mit jährlich 25.000 Euro unterstützen. Dazu sagt Dr. Franz-Josef Weihrauch, der Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Krombacher Brauerei „Naturschutzprojekte brauchen Ausdauer und Kontinuität, deshalb sind unsere Engagements seit jeher langfristig angelegt. Beim Wisent-Projekt handelt es sich um ein einzigartiges Artenschutzprojekt faszinierender Tiere, die leider bis heute noch weit oben auf der Liste der weltweiten bedrohten Tierarten verzeichnet sind. Wir stehen nach wie vor hinter diesem beispielhaften Projekt und freuen uns, auch in Zukunft einen Beitrag zu leisten“.

„Ohne die Unterstützung der Krombacher Brauerei und anderer Partner könnten wir das Projekt nicht erfolgreich gestalten und weiterentwickeln“, dankte Bernd Fuhrmann Dr. Weihrauch stellvertretend für die Krombacher Brauerei. Den Dank des Vereins adressierte Bernd Fuhrmann auch an alle anderen Unterstützer und Förderer des Projektes. Dafür stehen beispielhaft OTTO GmbH, EJOT Holding GmbH, Sparkasse Wittgenstein und Ruheforst GmbH. Sie alle haben ihre Ende 2015 auslaufenden Sponsorenverträge verlängert. „Das sind starke Signale dafür, wie fest das Wisent-Projekt in der Region inzwischen verwurzelt ist“, unterstreicht Bernd Fuhrmann.

Der Artenschutz und die in Westeuropa einzigartige Wiederansiedlung von Wisenten in Freiheit im Rothaargebirge bilden den Kern des Gesamtprojektes. Es ruht auf mehreren Säulen: Neben dem Artenschutz sind das vor allem die „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“, die Wisent-Hütte und das Ende 2015 eröffnete Naturerlebniszentrum (NEZ) mit seinen Bildungsangeboten insbesondere für Schulklassen. Das NEZ ist von der Stiftung Umwelt & Entwicklung Nordrhein-Westfalen mit rund 100.000 Euro gefördert worden. „Wir haben mit all diesen Projekten in den vergangenen Jahren viel bewegt und erreicht“, sagt Bernd Fuhrmann.

Das Wisent-Projekt mit seinen vielen Facetten hat Bad Berleburg und der Umgebung ein positives Image und ein Alleinstellungsmerkmal gegeben. „Wir leben in einer strukturschwachen Region“, sagt der Erste Vorsitzende des Wisent-Vereins: „Deshalb müssen wir kreativ und engagiert sein, zum Beispiel um dringend benötigte Fachkräfte zu bekommen. Dazu leistet das Wisent-Projekt einen wichtigen Beitrag als so genannter weicher Standortfaktor.“ Aber es gibt auch handfeste positive Fakten: Mit Wisent-Verein, Artenschutzprojekt, Wisent-Wildnis, Wisent-Hütte und Natur­erlebniszentrum sind einerseits zahlreiche Arbeitsplätze entstanden. Andererseits profitieren weitere Anbieter – wie Hotels, Gaststätten und Event-Veranstalter auch im Hochsauerlandkreis – von dem Projekt. Das bringt Menschen und Einnahmen in die Region und trägt damit zum Wohlstand bei.

Zum Rechtsstreit mit zwei Waldeigentümern im Hochsauerlandkreis fasst Johannes Röhl vom Wisent-Vorstand  zusammen: „Die Auseinandersetzung geht in ihrer Bedeutung weit über unser einzelnes Projekt hinaus. Es geht um nichts weniger als die Grundsatzfrage: Sind Artenschutzprojekte in Deutschland überhaupt noch möglich. Auch deshalb haben wir Berufung gegen das Urteil des Landgerichts Arnsberg eingelegt.“ Es hatte den Wisent-Verein dazu verurteilt, „geeignete Maßnahmen“ zu treffen, um die Wisente von den Grundstücken der Kläger fernzuhalten. „Rund um den Prozess und nach dem Urteil haben wir viel Zuspruch und Unterstützung erfahren“, erläutert Johannes Röhl.

Beispielhaft zitiert Johannes Röhl die größte Naturschutzorganisation Deutschlands, den WWF. Dr. Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz Deutschland, hatte dem Wisent-Verein geschrieben: „Der WWF freut sich über die Rückkehr des Wisents nach Deutschland und auch in kritischen Zeiten über dieses beeindruckende Projekt. Mit der Rückkehr der Wisente erhalten wir ein Stück biologische Vielfalt zurück. Wir sehen mit Freude die naturschutzfachlich interessante Entwicklung, die der Wisent-Verein und Taurus Naturentwicklung mit dem Wiederansiedlungs-Projekt erstmals in Deutschland in die Umsetzung gebracht haben. Die freilebenden Wisente im Rothaargebirge spielen zudem für die Erhaltung und Entwicklung der europäische Biodiversität eine wichtige Rolle. Selbstverständlich müssen Anwohner eingebunden und Schäden über einen Schadensfond ausgeglichen werden, diesen Weg haben wir gerne gemeinsam mit Ihnen beschritten.“

Infolge des Urteils des Arnsberger Urteils hat der Wisent-Verein unverzüglich begonnen, „geeignete Maßnahmen“ zu identifizieren und umzusetzen (Anlage zu dieser Presseinformation). Trotz der gerichtlichen Auseinandersetzung ist der Wisent-Verein nach wie vor an einer Konsens-Lösung mit den Klägern interessiert, betont Bernd Fuhrmann.

Dazu gehört ganz zentral der Ausgleich von Schäden. Bislang wurden vom Wisent-Verein, seinen Versicherungen und dem neu eingerichteten Schadensfonds Schälschäden an Bäumen in Höhe von insgesamt rund 48.000 Euro ausgeglichen. Die dem Verein gemeldeten Schäden bewegen sich in einer Größenordnung von 20 Euro bis zu 2.000 Euro im Einzelfall. „Zweidreiviertel Jahre nach der Freisetzung im April 2013 sind die Schälschäden das einzige ernsthafte von den Wisenten verursachte Problem“, betont Wisent-Vorstand Johannes Röhl.

Die beglichenen Schäden verteilen sich wie folgt auf die Jahre 2013 (rund 10.000 Euro), 2014 (rund 19.000 Euro) und 2015 (19.000 Euro). Diese Zahlen zeigen: Der mit bis zu 50.000 Euro jährlich ausgestattete Schadensfonds ist damit mehr als ausreichend – auch vor dem Hintergrund des weiteren Wachstums der Wisent-Gruppe auf bis zu 25 Tiere.

2015 wurden in der frei lebenden Herde sechs Kälbchen geboren, eines auch von Queen. Das besondere daran: Queen vom Rothaarsteig ist der erste nach der Wiederansiedlung im Rothaargebirge auch dort geborene Wisent, also der erste „echte“ Wittgensteiner Wisent. Queen wurde seinerzeit auf diesen Namen getauft, weil sie als Königin der Wisente eine neue Dynastie heimischer Wittgensteiner Tiere gründen sollte. Das Namensversprechen ist nun eingelöst worden. Die Herde besteht derzeit aus 17 Tieren.

Garantiert zu sehen bekommt man die größten Landsäugetiere Europas in der „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“. Sie ist auch 2015 ihrem Ruf als Publikumsmagnet gerecht geworden. Denn der Wisent-Verein hat dort rund 30.000 Besucher gezählt. Im Oktober konnte sogar der 100.000 Besucher seit der Eröffnung begrüßt werden. Knapp 32.000 Gäste waren es 2014 und ebenfalls zirka 30.000 Besucher im Jahr 2013. Die „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“ war im September 2012 eröffnet worden. „Das Besucherinteresse bewegt sich seit Eröffnung auf konstant hohem Niveau“, bilanziert Bernd Fuhrmann zufrieden und ergänzt: „Wir freuen uns, dass die Attraktivität des Besucherareals auch im dritten kompletten Betriebsjahr sehr hoch ist. Wir wollen uns jedoch nicht auf diesem Erfolg ausruhen, sondern das Gelände und die Angebote mittelfristig ausbauen.“

Seit Sommer 2015 gibt es auch eine Kooperation der „Wisent-Wildnis“ mit der Schmallenberger SauerlandCARD. Mit der CARD können die Gäste gratis Bus und Bahn durch die ganze Region fahren und genießen viele weitere Vorteile und Ermäßigungen, z. B. beim Eintritt in Freizeitparks, Erlebnisbäder und Museen. Die Kooperation mit Schmallenberg ist ein positives Beispiel für die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg. Die Zahl der Gäste, die über diese Card in die Wildnis gekommen sind, liegt von Juli bis November (die Dezemberzahlen liegen noch nicht) vor bei rund 760 im monatlichen Durchschnitt, gesamt bei 3.799 Menschen.

Im Gegensatz zur SauerlandCARD besteht die Kooperation mit der nur für das Sommerhalbjahr gültigen Winterberg Card PLUS schon seit 2014 Jahr. 2014 kamen darüber rund 700 Gäste und 2015 knapp 750 Gäste. „Wir sind mit der Entwicklung zufrieden und auf einem guten Weg. Für die Wisent-Wildnis bringt die Winterberg Card PLUS einen Imagegewinn und für den Sauerland-Tourismus ein einzigartiges zusätzliches Angebot für Besucher und Gäste. Dies sind nur zwei Beispiele für Zahlreiche Kooperationen mit z.B. Busunternehmen und Hotels“, sagt Bernd Fuhrmann.

Auch die Merchandising-Artikel der Wisent-Welt sind sehr gefragt. 2015 hat der Verein die Angebotspalette erneut sorgfältig erweitert. „Da geht Klasse eindeutig vor Masse“, betont Bernd Fuhrmann: „Wenn wir wollen kein beliebiges Sortiment, sondern ein überschaubares attraktives und qualitativ hochwertiges Angebot.“ Neu dazu gekommen sind in 2015 Plüsch-Wisent, neue Tassen-Motive und neue Postkarten-Motive. Die Beliebtheitsskala bei den Merchandising-Artikeln führt nach wie vor Postkarten an. Dann folgen: Plüsch-Wisente, Wisent-Kräuterlikör und Tassen.

Ende 2014 ist die Wisent-Hütte eröffnet worden. Nach dem ersten kompletten Betriebsjahr kann auch dort eine positive Bilanz gezogen werden. Denn die neue Gastronomie ist nicht nur für die Besucher der „Wisent-Wildnis“ attraktiv, sondern darüberhinaus beliebtes Ziel für Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung. Mit qualitativ hochwertigen Angeboten hat sich die „Wisent-Hütte“ binnen kürzester Zeit als festes gastronomisches Angebot in der Region etabliert. Auch Unternehmen und private Gesellschaften kommen gerne in die „Wisent-Hütte“ mit ihrem besonderen Charme in dem außergewöhnlichen Ambiente. „Wir sind mit den Gästezahlen und der Besucherfrequenz außerordentlich zufrieden“, stellt Bernd Fuhrmann daher fest.

Download der Hintergrund-Information:

„Wir haben sofort gehandelt“ – Wisent-Verein ergreift „geeignete Maßnahmen“ gegen Schälschäden



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